Was ist eine Dorf-App?

„moderne“ mediale Kommunikation

Ein wenig vergleichen soll man die DorfApp mit einem „Schwarzen Brett“, dem Aushang im Supermarkt oder – falls sich der eine oder andere noch erinnert – mit dem „Milchbänkchen“, das früher einmal der Ort schlechthin war, um Nachrichten oder auch den neuesten Dorfklatsch auszutauschen; so in etwa ist in Mittelhessen.de zu lesen.

traditionelle Kommunikation am Milchbänkchen
denn früher wurde die Milch der eigenen Kuh vom Milchauto am der Milchbank abgeholt. also traf man sich zwangsläufig und schwatzte

Ganz ähnlich wie auf dem unteren, traditionellen Bild soll die App funktionieren, nur eben digital. Über die App könnten unter anderem Veranstaltungen angekündigt werden, es gibt Nachrichten – auch vom Medienpartner, dem Gießener Anzeiger. Weiterhin gibt es einen Chat  (engl.: „plaudern, sich unterhalten“) und auch einen Marktplatz, auf dem regionale Anbieter ihre Waren inserieren können, Notfallrufnummern und so einiges mehr. So könnte, laut Landrätin Schneider, z.B. jemand mitteilen, dass die Kirschen oder Beeren im Garten reif sind und gepflückt werden dürfen.
Da fragt man sich als Bürger doch, in welcher (Wunsch-)Welt die Frau lebt und arbeitet.

Die ersten Tester hatten eine Schulung erhalten, sie könnten nun ihre Mitbürger mit der App vertraut machen.
Doch trotz Pandemie hatten die, die den digitalen Dorfplatz schon mal ausprobiert haben, sich offensichtlich durchaus mit der Materie auseinandergesetzt. Vor allem der Weg, um dorthin zu gelangen, schien ein wenig umständlich. Um sich für sein Dorf zu registrieren, bekommt man einen – analogen – Brief, den man aus der App heraus anfordern muss. Per Brief verschickt der Landkreis einen individuellen QR-Code für jeden Bürger. Der muss dann nur noch eingescannt werden und fertig. Der Postweg sei sinnvoll, doch für junge Leute nicht ganz das, was sie gewohnt seien, war zu hören. Vielleicht soll man eine Einlade-Funktion erwägen. So könnten registrierte Teilnehmer weitere Bürger einladen. Aber das müssen noch mit dem Datenschutzbeauftragten des Landkreises Gießen besprochen werden und das sei etwas kompliziert, aber dafür auch sicher – so man es glaubt.

Auch von Bediener-Stelen*) im Ort wurde gesprochen, so dass der Zugang für alle möglich sei und auch über die Möglichkeit, die Dorf-App über einen Bildschirm laufen zu lassen, den man an einem öffentlichen Ort anbringen könne wurde gesprochen. Doch, wie schützt man solche Einrichtungen vor Vandalismus?“
Reiner Klein, Mitglied im Seniorenbeirat, schlug vor, dass die Stadtverwaltung die Vereine anschreiben könne. Die Vereine wiederum könnten per E-Mail bei ihren Mitgliedern für den Beitritt zur Dorf-App werben und auf diesem Weg auch gleich einen QR-Code versenden.
Nette Idee, aber wie gesagt, kontinuierliches Engagement tritt nur bei großem Eigeninteresse auf, nicht einfach so, weil das jemand anbietet. Es brauche so etwas wie ein Zugpferd, jemanden, der die anderen mitnimmt. Allerdings, wer will sich als freies Wildpferd für den Job eines Zugpferdes einspannen lassen?
Offensichtlich fehlt die praktische Erfahrung, die wir hier z.B. über die letzten 3 Jahre kontinuierlicher Nachrichten, Kalenderarbeit, Veranstaltungsankündigungen, Dorfinformationen usw. usw. gesammelt haben. So etwas muss wachsen, braucht Zeit. Zeit kostet jedoch in einem Projekt wie der DorfApp immer auch Geld, Geld das in deutlich sinnvollere Projekte gesteckt werden könnte, statt in Dinge, die wohl nur einer Stellenbeschaffung dienen.

Und zum Schluss: Auch wenn Frau Lepper meint, in Königsberg sei die App ganz gut angenommen worden: Wir bezweifeln das. Warum? Die Königsberger wollen einen Dorfladen in Eigeninitiative gründen. Einerseits zwar, um vor Ort ein Angebot mit einem Waren-Grundsortiment zu haben. Da dieser Laden aber mit einem Café verknüpft sein soll, will man hier offenbar einen schönen Dorftreffpunkt schaffen – und zwar analog mit lebendigen Menschen.

Treffen am 13. Juni 2022
siehe auch Koenigsberg.biebertaler-bilderbogen.de

Foto vom traditionellen Milchbänkchen: Foto: Schwatz am Milchbänkchen; vom modernen Milchbänkchen: Lindemann

Stele= freistehende Säule mit Inschriften

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